Riesenjubel bei den Görlitzer Handballerinnen nach der Schlusssirene (link). Die Leistung von Anne Neumann (rechtes Bild, Mitte) und ihre zwölf Tore waren maßgeblich für den Sieg. Fotos (2): Hans-Ernst Friedrich
Die Handball-Damen besiegen Zwickau und beenden damit ihre Negativ-Serie.
Endlich wieder ein Sieg! Nach drei Niederlagen in Folge verbunden mit dem Eingeständnis, dass das Titelrennen ist für die Görlitzer Handballerinnen damit gelaufen ist, gewannen sie am Samstag die torreichste Görlitzer Partie der Saison mit 41:37 gegen die zweite Mannschaft des Bundesligisten Sachsen Zwickau. Dabei setzte sich am Ende die Abgeklärtheit der Görls gegen das sehr junge Team aus Westsachsen durch.
„Das war Werbung für den Handballsport, vor allem der Frauen“, schwärmte Görls-Trainer Dirk Puschmann nach dem Abpfiff. Zugleich räumte er ein, dass man „normalerweise nicht 41 Tore brauchen“ sollte, um ein Heimspiel zu gewinnen. Auf der anderen Seite passiert es nicht oft, dass die Auswärtsmannschaft mit 37 Treffern ohne Punkte nach Hause fährt.
Dabei hatte es zunächst nicht nach einem Torfestival ausgesehen. Nach reichlich vier Minuten stand es nur 1:1, dafür hatten die Schiedsrichter schon vier Verwarnungen ausgesprochen. Die Partie sollte oft hektisch und teils hart bleiben. Unterdessen aber kam das Görlitzer Angriffsspiel in Fahrt. Verantwortlich dafür war vor allem Rückkehrerin Anne Neumann. Als Wiktoria Blaszczyk in der zehnten Minute zum 5:4 traf, war dies der erste Görlitzer Treffer, den nicht Anne Neumann erzielte. Am Ende kam die Spielmacherin auf zwölf Tore, darunter vier verwandelte Siebenmeter.
Nicht so gelungen war phasenweise das Görlitzer Abwehrspiel. Die Zwickauer richteten ihre Angriffsaktionen auf zwei Spielerinnen aus. Jolene Preussler (14) und Juniorennationalspielerin Finia Jaz Wolf (11) warfen zusammen 25 Tore und damit mehr als zwei Drittel der Treffer ihrer Mannschaft. Die beiden waren von den Görlitzerinnen nie richtig in den Griff zu bekommen, auch weil mit Dagmara Zychniewicz ein Eckpfeiler der Abwehr fehlte. Die Zwickauerinnen zeichnete ihr Blick für die Lücken und ihre Schnelligkeit aus, stellte Dirk Puschmann fest, monierte aber auch, dass der Innenblock manchmal „nicht schnell genug rausrückte“, um die platzierten Würfe zu verhindern.
Dennoch gelang es den Neißestädterinnen, sich vor der Pause auf bis zu acht Treffer abzusetzen. Dass der Vorsprung bis zur Halbzeitsirene auf fünf Zähler zusammenschrumpfte, lag an der ersten Görlitzer Schwächephase. Schlechte Abschlüsse und unentschlossene Abwehraktionen ließen schnelle Treffer der Gäste zu, die auf 21:16 verkürzen konnten. Zur Pause hätte man mit sieben bis neun Toren führen müssen, betonte Dirk Puschmann im Nachgang. Dann wäre das Spiel vermutlich gelaufen gewesen. Auf sieben Tore Vorsprung bauten seine Damen die Führung dann noch einmal aus (36.), bevor ein dramatischer Einbruch erfolgte. „Hier hätte ich eher einwechseln sollen“, übernahm Dirk Puschmann nach dem Spiel die Verantwortung. Innerhalb von knapp zehn Minuten war aus dem komfortablen Vorteil ein Rückstand geworden, in der 52. Minute führte Zwickau sogar mit zwei Toren, nachdem Finia Jaz Wolf einen Siebenmeter verwandelte. Anne Neumann konterte mit einem ebenfalls verwandelten Strafwurf, dann folgten zwei Treffer von Marzena Hochmann zur Görlitzer Führung. Spannender kann eine Schlussphase nicht sein.
Finia Jaz Wolf glich für die Westsächsinnen aus, ehe Wiktoria Blaszczyk, die am Ende genau wie Claudia Neumann und Marzena Hochmann auf sechs Treffer kam, den Görlitzer HC erneut in Führung warf. Als die überragende Zwickauerin Jolene Preussler für zwei Minuten vom Feld musste und Anne Neumann den anschließenden Siebenmeter traf, waren die Görlitzerinnen auf die Siegerstraße eingebogen und ließen sich den Erfolg nicht mehr nehmen.
Sorgen bereite allerdings der Wurfarm von Marzena Hochmann. Die Schmerzen seien in der Nacht so groß geworden, dass sie sich am Sonntag ins Krankenhaus begeben hat, berichtet Dirk Puschmann. Ausgangspunkt war ein Griff von hinten in den Arm beim Werfen, „das war eher eine rote Karte“, befand der Trainer, der sich insgesamt ein stärkeres Durchgreifen der Schiedsrichter gewünscht hätte – auf beiden Seiten. Dass der Sieg noch einmal das Titelrennen für die Görls eröffnet, glaubt Puschmann indes kaum: „Da müsste noch viel passieren“, was die Schützenhilfe der anderen angeht. Die Görlitzerinnen wollen zunächst weiter ihren Job machen. In den beiden ausstehenden Begegnungen im Mai geht es gegen die Top-Manschaften Dessau und Chemnitz.
Görlitzer HC: Ressel, Tsvirko, A. Neumann (12), Hochman (6), Hamann (2), Pirog (1), Klegrova (3), Puschmann, Pechnig (5), C. Neumann (6), Blaszczyk (6), Dahm
Quelle: Sächsische Zeitung, Lokalausgabe Görlitz & Umland | Erscheinungsdatum: 27.03.2023 I Marcel Pochanke
Fotos: Hans-Ernst Friedrich, Gert Richter