Dieses Handballspiel in der Mitteldeutschen Oberliga vor rund 200 Zuschauern in der Görlitzer Jahnsporthalle hielt, was sich die Fans versprochen hatten. Ein Spitzenspiel war es – schließlich trafen die noch auf einen Podestplatz hoffenden Frauen des Görlitzer HC auf den Spitzenreiter HC Burgenland, der sich vor der Saison für einen möglichen Aufstieg in die 3. Liga verstärkt und bislang – bis auf ein Spiel – alle Partien gewonnen hatte. Die gastgebenden Görls holten nach einem spannenden Spiel einen Punkt, waren aber nach dem Schlusspfiff beim 31:31 die unglückliche Mannschaft, während der Spitzenreiter über den einen Punkt jubelte. Dass dem so war, lag daran, dass die Görlitzerinnen in den letzten zwölf Minuten einen Fünf-Tore-Vorsprung verspielten.
Nach einem nervösen Beginn waren die Görls immer besser ins Spiel gekommen. Beide Mannschaften stellten den Gegner mit immer neuen Deckungsvarianten auch immer wieder vor neue Aufgaben. In der ersten Halbzeit wechselte die Führung mehrfach. Der Görlitzer Trainer Dirk Puschmann hatte die beiden Rückraumspielerinnen links und rechts als stärkste Waffen der Gäste ausgemacht und sich dagegen etwas einfallen lassen. „Das ist uns ganz gut gelungen“, sagte Puschmann. Und weil den Görls ein paar Ballgewinne in der Defensive mehr gelangen, führten sie zur Halbzeit mit zwei Treffern (17:15).
In den ersten Minuten der zweiten Halbzeit blieb es mit leichten Vorteilen für die Gäste ausgeglichen. Nach dem 20:21 (38.) folgte aber die stärkste Phase der Görls. Für elf Minuten war das Görlitzer Tor wie vernagelt. Die Görlitzer 5:1-Abwehr, jetzt mit der 17-jährigen Hannah Puschmann auf der Spitze, funktionierte super. Die Görlitzerinnen zogen mit sechs Treffern in Folge auf 26:21 davon. Trainer Dirk Puschmann monierte im Nachgang trotzdem: „Wir haben es in dieser Phase verpasst, noch höher in Führung zu gehen. Mindestens drei Treffer mehr waren drin“, sagte er. „Wir haben fünf weitere Ballgewinne nicht zu weiteren Toren genutzt, teils mit Fehlern in der zweiten Welle, teils aus dem Positionsangriff. Wenn wir dort mit acht statt mit fünf Toren führen, ist das Spiel entschieden.“
Warum die Görlitzerinnen dann verkrampften, plötzlich die spielerischen Lösungen nicht mehr fanden und es vermehrt mit Einzelaktionen versuchten, wusste auch der Trainer nach dem Spiel nicht so recht. Die Gäste kämpften sich nach und nach heran, auch eine Auszeit der Görlitzer konnte das nicht stoppen. Dazu kamen zwei, drei Schiedsrichterentscheidungen, die Puschmann auch nach Ansicht des Videos anders sah, zum Beispiel als Klaudia Pirog bei einem Versuch von Außen förmlich abgeräumt wurde, statt eines Siebenmeters aber ein Stürmerfoul kassierte. Trotzdem führten die Görls ständig. Der Ausgleich gelang den Gästen erst 80 Sekunden vor Schluss. Die wiederum starke Anne Neumann erzielte das 31:30 40 Sekunden vor dem Ende. Die Gäste nahmen eine Auszeit. Und es passierte dasselbe wie schon im vorherigen Spiel. Sieben Sekunden vor Schluss foulte eine Görlitzerin, diesmal Izabela Rzeszotek. Sie erhielt eine Rote Karte, weil ihre Hand angeblich im Gesicht der Gegnerin war.
„Nach Videoansicht war sie das nicht, die Gegenspielerin hielt sich nach dieser Szene auch die Schulter, nicht das Gesicht. Aber das war schwierig zu sehen, kein Vorwurf an die Schiedsrichter“. Dazu gab es Siebenmeter, den die Gäste verwandelten und anschließend über die gerade so vermiedene Niederlage jubelten. „Schade, dass unsere gute Leistung insgesamt wieder knapp nicht zum Sieg gereicht hat“, sagte Puschmann. Herausheben wollte er nach dem Spiel die wiederum starke Marzena Hochman (acht Feldtore) und seine Tochter Hannah, die in der zweiten Halbzeit nicht nur gute Abwehrarbeit leistete, sonder auch drei Treffer erzielte.
Für die Görls geht es jetzt darum, vielleicht noch den dritten oder gar zweiten Platz zu erobern. Nächste Woche geht es jetzt zum Tabellenneunten nach Jena, dann folgen zwei Wochen Pause.
Görlitzer HC: Ressel, Waz –Puschmann (3), Rzeszotek (2), A. Neumann (8/3), Hochman (8), Pirog (4), Kutnik (2), Thun, Klegrova (1), C. Neumann (3), Vyshnevska (3)
SZ 29.01.2024 Frank Thümmler, Foto: H.-E. Friedrich