Das ist eine der vielen „Waffen“, die Görls-Trainer Dirk Puschmann zur Verfügung hat: Klara Pechnig, eine relativ kleine Rückraumspielerin, ist hier vor den Gästespielerinnen hochgesprungen und erzielt eines ihrer drei Tore. Foto: Hans-Ernst Friedrich
Gegen den Vorjahresmeister der Handball-Oberliga gelingt ein ungefährdeter Heimsieg. Die Abwehr stellt die Gäste vor unlösbare Aufgaben.
Wer zu Beginn der Saison vorausgesagt hätte, dass die Handballerinnen des Görlitzer HC zu Beginn der „Herbstferien-Pause“ an der Tabellenspitze der Mitteldeutschen Oberliga stehen und im fünften Saisonspiel gegen den amtierenden Oberligameister einen eigentlich nie gefährdeten, klaren Sieg einfahren, wäre wohl nur müde belächelt worden. Aber: Die Görls haben nach fünf Spielen vier deutliche Siege und eine (knappe und vermeidbare) Niederlage zu Buche stehen, sind damit besser als alle Konkurrenten und haben am Sonnabend den Meister TSV Niederndodeleben mit 29:23 bezwungen.
Die Gäste aus der Nähe von Magdeburg kamen in der gesamten zweiten Halbzeit nie näher als auf fünf Tore heran, und Görls-Trainer Dirk Puschmann konnte es sich leisten, in der Schlussphase, in der sonst Spiele entschieden werden, den Ergänzungsspielerinnen vermehrt Einsatzzeit zu geben – genaugenommen eine kleine Demütigung für den Meister.
„Unser Konzept in der Abwehr ist von der ersten Minute an aufgegangen. Die Abwehrleistung war im gesamten Spiel phänomenal“, sagt Puschmann. Allein der anfänglichen Probleme mit der Chancenverwertung war es geschuldet, dass es bis zum 5:5 (12.) ausgeglichen blieb. Dann zogen die Görls mit vier Toren am Stück davon, die Gäste konnten noch einmal kontern. Da hatten wir eine kleine Schwächephase“, sagt Puschmann, den Görls gelang über sechs Minuten kein Tor.
Der Vorteil der Görlitzerinnen: Sie hatten wesentlich mehr „Waffen“ zur Verfügung als die Gäste. Wenn die relativ kleinen Rückraumspielerinnen Anne Neumann und Clara Pechnig sich immer wieder festliefen, konnte Trainer Puschmann eben die eher großen Klara Klegrova und Domenika Podsiadlo bringen und die Abwehr der Gäste vor neue Herausforderungen stellen. Und hatte die Abwehr sich darauf eingestellt, wurde zurückgetauscht, und es lief auch mit der „kleinen“ Rückraumbesetzung wieder. „Dass wir auch auf der Bank so gut besetzt sind, war sicher einer der großen Unterschiede in diesem Spiel“, so Puschmann.
Seine Görls schafften es dagegen, die beiden wichtigsten Rückraumspielerinnen immer unter Druck zu setzen. „Da war immer eine Spielerin von uns dran, und Niederndodeleben hatte einfach keinen alternativen Plan“, erklärt der Görls-Trainer. Nach der Sechs-Tore-Führung zur Halbzeit baute sein Team die Führung zwischenzeitlich auf bis zu neun Tore aus. Der Görlitzer Sieg geriet trotz der vielen Wechsel, die ja immer etwas Unruhe bringen, nie auch nur annähernd in Gefahr.
Diese erste Saisonphase haben die Görls also sehr erfolgreich hinter sich gebracht, wobei Puschmann immer noch dem verlorenen Spiel in Altenburg nachtrauert („Hoffentlich fehlen uns am Ende diese beiden Punkte nicht für irgendetwas“) und noch keine Entwarnung gibt. Denn in der nächsten Phase ab dem 5. November bis Weihnachten folgen Spiele gegen die Topfavoriten der Liga: Burgenland (A), Apolda (H), Dessau (A) und Chemnitz (H). Erst einmal aber heißt es: eine Woche lang die Köpfe frei bekommen, kleinere Verletzungen auskurieren – Urlaub. Danach geht es weiter mit zwei Wochen intensivem Training.
Görlitzer HC: Tsvirko, Ressel – Glatz, A. Neumann (4), Hochman (5), Podsiadlo (1), Klegrova (3), Pechnig (3), Dahm, C. Neumann (1), Blasczcyk (5), Zychniewicz (3), Girbig (4/1)
SZ, 17.10.2022, Frank Thümmler
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