Wiktoria Szymczak wirft aus einer anderen Etage als ihre Gegenspielerin. Gegen Meißen gelangen ihr so neun Treffer.
Die Regionalliga-Handballerinen des Görlitzer HC haben am Sonntag noch einmal für Begeisterung gesorgt. Gegen den VfL Meißen gelang ein sicherer 36:27-Heimsieg, der umso wertvoller wird, wenn man bedenkt, dass die Toptorschützin und Lenkerin der Mannschaft, Marzena Hochman zwar zurückgekehrt, aber noch längst nicht bei vollen Kräften war und die Görls das Hinspiel zum Saisonauftakt mit 35:31 verloren hatten.
Marzena Hochman konnte dann auch nur sporadisch helfen. Die 37-jährige, polnische Rückraumspielerin, die sonst fast die komplette Spielzeit auf der Platte steht, kam diesmal auf nur knapp 20 Einsatzminuten und steuerte da zwar vier Treffer bei, aber trotzdem deutlich weniger als gewohnt. Was sich in den vergangenen Monaten aber abgezeichnet hat: Andere sind immer besser in der Lage, diese Rolle auszufüllen, wenn es erforderlich ist. Und so gab es für Trainer Dirk Puschmann auch keinen Grund zur Nervosität, als seine Mannschaft in der ersten Halbzeit oft einem kleinen Rückstand hinterherlief. „Auch bei Meißen fehlten ein, zwei wichtige Spielerinnen. Deshalb sind sie mit einer ganz anderen Spielweise aufgetreten, als wir es erwartet hatten. Wir haben dann eine Weile gebraucht, um uns reinzufinden“, sagt er. Einem 3:1 für die Görls folgte ein Fünf-Tore-Lauf für Meißen. Erst kurz vor der Pause drehten die Görls das Spiel, wobei es ärgerlich war, dass Meißen mit einem Siebenmeter in der Schlusssekunde auf 16:15 herankam.
Viel zu justieren gab es aus Sicht des Trainers in der Pause nicht. Und der Trainer behielt recht. Erst setzten sich die Görls gleich zu Beginn der Halbzeit mit drei Toren am Stück auf 19:15 und später von 24:21 auf 30:22 (48.) ab. „Da wusste ich, dass wir uns das jetzt nicht mehr nehmen lassen“, sagt Puschmann. Als seine Mannschaft dann doch etwas nachlässig wurde, griff er mit einer Auszeit ein und sagte an, dass man jetzt doch dieses gute Spiel nicht mehr wegwerfen solle. Gesagt-getan, die Görls bauten den Vorsprung auf am Ende neun Tore aus. Den größten Anteil am Sieg hatten diesmal Izabela Rzeszotek und Wiktoria Szymczak mit zehn bzw. neun Toren aus dem Rückraum. Beide bekamen auch ein kleines Sonderlob vom Trainer: „Izabela spielt eine tolle Saison, konstant gut und immer mit viel Zug zum Tor. Und Wiktoria ist in den letzten Spielen, in denen sie mehr Verantwortung tragen musste, gut damit zurechtgekommen“, sagt er.
Der 24-jährige Neuzugang traut sich nach einer Anpassungsphase viel mehr zu und gehört zu den Gewinnerinnen der Hinrunde. Auffällig waren auch die Leistungssteigerungen der jungen Torhüterin Maria-Luisa Ressel und der noch A-Juniorin Mathilde Thun, die als Linkshänderin von der rechten Seite viel Torgefahr ausstrahlte. Sie ist im Übrigen auf dem Zettel Trainer der österreichischen Nationalmannschaft gelandet, für die sei wegen ihres Vaters spielberechtigt ist.
Dirk Puschmann legt aber Wert darauf zu sagen, dass er mit der Entwicklung der gesamten Mannschaft zufrieden ist. „Wir hatten obere Tabellenhälfte als Ziel ausgegeben. Jetzt sind wir auf Platz drei“, begründet er. Und der Abstand nach vorn ist nicht einmal so groß. Zu Burgenland, wo die Görls knapp verloren, sind es vier Zähler, zur Leipziger Zweitliga-Reserve, die die Görls zu Hause bezwangen, nur drei. Das Wort „Angreifen“ nimmt Puschmann aber nicht in den Mund. Die Pause bis zum 19. Januar will er nutzen, um „Verletzungen auszukurieren und an ein paar taktischen Dingen und mehr Tempo zu arbeiten.
SZ, 10.12.2024 Frank Thümmler
Fotos_GHC-VfL Meißen 08.10.2024: H.E. Friedrich
Video_GHC-VfL Meißen 08.10.2024: Damenstift Gorlicium