Mit diesem Wurf gelang Mathilde Thun drei Sekunden vor Schluss der Ausgleich.
Fotos: Hans-Ernst Friedrich
Die Görlitzer Görls entreißen Niederndodeleben in einem packenden Spiel am Sonntag noch einen Punkt.
Von Marcel Pochanke, SZ, 08.10.2024
Es war ein Unentschieden, das die Halle und die Mannschaft ausgelassen feierten. Nach 60 Spielminuten trennten sich die Görlitzer Görls und der TSV Niederndodeleben am vierten Spieltag der Regionalliga Mitteldeutschland mit 28:28. Vor allem die Schlussphase verzückte die Zuschauer und auch den Trainer. Gerade wie seine Mannschaft hinten raus gegen einen „eingespielten, erfahrenen und abgezockten Gegner“ gespielt hatte, begeisterte Dirk Puschmann.
Der Start verlief für die Görlitzerinnen alles andere als optimal. Zwar hatte Claudia Neumann die Gelb-Blauen nach einer knappen Minute mit 1:0 in Führung gebracht, dann aber stockte der Angriff. Die Gäste aus Sachsen-Anhalt warfen vier Treffer in Serie, erst nach sechseinhalb Minuten gelang wieder Claudia Neumann das zweite Görlitzer Tor. Es folgte eine starke Görlitzer Phase, nach knapp zehn Spielminuten traf Neumann per Siebenmeter zum 5:4 – der ersten Führung. Schon hatte aber Niederndodeleben wieder Oberwasser, beim Stand von 5:8 nahm Puschmann die erste Auszeit.
Diese und Puschmanns Korrekturen brachten die Gäste tatsächlich so aus dem Konzept, dass sie nun mehr als sechs Minuten torlos blieben und die Görls beim 10:8 sogar eine Zwei-Tore-Führung herauswarfen. Daran hatte auch die starke Marie-Luisa Ressel im Görlitzer Tor einen großen Anteil. In einem intensiven und kampfbetonten Spiel, das aber nie unfair wurde, behaupteten die Görlitzerinnen die knappe Führung bis zur Pause. Besonders Marzena Hochmann, die am Ende auf neun Treffer kam, und Wiktoria Szymczak zeigten sich in dieser Phase torhungrig. Für Szymczak, die am Sonntag insgesamt sechs Tore erzielte, hatte ihr Trainer nach der Partie ein Sonderlob übrig. Neben ihrer prägnanten und ganz wichtigen Abwehrleistung habe sie auch im Angriff sehr geholfen, das Spiel offen zu halten.
Nach der Halbzeit folgte, was Trainer Dirk Puschmann „ein kleines Tief“ nannte. Die Bördeländer legten vor und führten 20 Minuten vor Schluss mit zwei Toren. Laura Arvai und Wiktoria Szymczak glichen aus, später auch noch einmal Marzena Hochmann, aber dann zogen die Gäste erneut an und lagen vor der Schlussviertelstunde mit drei Treffern vorn.
Für die Aufholjagd, angefeuert vom Görlitzer Publikum, übernahm nun vor allem Hochmann die Verantwortung. Drei Treffer von ihr sorgten für den Ausgleich in der 53. Minute. Doch das 25:25 sollte ihr letzter Treffer bleiben, die gegnerische Abwehr, hart und entschlossen, konzentrierte sich zunehmend auf die beste Görlitzer Werferin. Die Gäste gingen in Führung, und auch eine Zwei-Minuten-Überzahl konnten die Görls nicht für den Ausgleich nutzen. Doch die Abwehr hielt das Spiel offen, und zweieinhalb Minuten vor Schluss traf Claudia Neumann zum 27:27. Anna-Lena Kudwin schockte dann aber die Halle mit dem 27:28 kurz vor Ende.
Den Görlitzerinnen blieb noch ein Angriff. In der Auszeit sei eine andere Option abgesprochen worden, verrät der Trainer in Nachgang. Mit zwei Kreisläuferinnen sollte der Durchbruch erzwungen werden. Doch Niederndodeleben schloss die Lücke mit aller Macht. Dadurch war Mathilde Thun auf Rechtsaußen frei. Die junge Handballerin, die schon am Donnerstag gegen Jena neunfach getroffen hatte, bekam den Ball. Und obwohl sie in dieser Partie zwischenzeitlich kein Glück bei ihren Würfen hatte, zeigte sie nun die Coolness, ihn zum gefeierten Ausgleich im Tor zu versenken. „Hut ab, dass sie nach dem Spiel noch die Kraft für ihren Lauf gefunden hat“, lobte der Trainer. Nicht nur die entscheidende Torschützin, sondern die gesamte Mannschaft. „Drei Punkte aus zwei Spielen. Wir sind sehr zufrieden.“
Görls: Ressel, Seidel – Hochman (9), Bräuer, 11 Thun (5), Puschmann, Töpert, Neumann (4/1), Grasse, Arvai (2), Eckhardt (2), Szymczak (6)