Für Anne Neumann (Nummer 6) wurde es nach dem Abschied ganz besonders emotional.
Foto: Hans-Ernst Friedrich
Am Ende flossen ein paar Tränen – vor allem aber nicht nur bei Anne Neumann, die am Sonntag ihr mindestens vorerst letztes Heimspiel in der Görlitzer Jahnsporthalle bestritten hat. Nach dem letztlich ungefährdeten 39:29-Sieg über den VfL Meißen wurde die 27-Jährige vom Verein, den Mitspielerinnen und vielen Zuschauern, die extra länger geblieben waren und während des Spiels immer wieder Blätter mit „Danke Anne!“ nach oben hielten, gebührend gefeiert.
Vor elf Jahren – das will man angesichts des jungen Alters der Linkshänderin kaum glauben, hatte sie ihr Debüt in der Görlitzer Frauenmannschaft – damals noch Koweg – gegeben, eroberte sich auf Rechtsaußen schnell einen Stammplatz und mit ihrer quirligen Art, Handball zu spielen auch einen Platz im Herzen der Fans. In all den Jahren war Anne Neumann stets Leistungsträgerin dieser Mannschaft, spielte teilweise auch im Rückraum, von wo sie mit viel Dynamik Richtung Kreis zog und immer Torgefahr ausstrahlte. Nur zu ihrem Studium als Grundschullehrerin war sie kurz mal weg, wurde aber auch nach ihrer Rückkehr schnell wieder das „Gesicht des Görlitzer Handballs“.
Dass sie jetzt aus privaten Gründen nach Leipzig zieht und wohl bei einem Ligakonkurrenten der Görls weiter Handball spielt, dürfte vielen weh tun – den Fans, den Mitspielerinnen, aber auch dem Trainer. Aber man soll ja nie „Nie“ sagen.
Auch gegen Meißen zeigte Anne Neumann noch einmal ihre Stärken, mit viel Zug und geschickten Würfen von Rechtsaußen, sicheren Siebenmetern, konzentrierter Abwehrarbeit aber auch überraschenden Abschlüssen aus dem Rückraum. Am Ende waren es sieben Treffer. Dass mangels Konzentration gerade in diesem Spiel auch das eine oder andere daneben ging – geschenkt. So richtig notwendig war insgesamt gesehen eine hundertprozentige Leistung in diesem Spiel gegen Meißen – in der Tabelle vor dem Spiel nur einen Platz hinter den Görls – auch nicht. Es reichte eine durchschnittliche.
Zu Beginn hatten die Görls einige Probleme, vor allem im Positionsangriff (4:6/9.). Aber nach und nach bekamen die Görls das Spiel, angeführt von einer überragenden Marzena Hochmann, besser in den Griff. Die Gäste leisteten sich viele Fehler im Angriff, zudem hatten die Görls auf der Torhüterposition (Ressel/Waz) das gesamte Spiel über Vorteile. Die Görls drehten das Spiel (11:8/15.), eine Auszeit der Gäste brachte nichts. Der Görlitzer Lauf, auch mit einer nicht zu haltenden Klara Klegrova am Kreis, wurde erst durch eine eigene Auszeit beim 16:10 (23.) gebrochen. Die Gäste nahmen danach Marzena Hochmann mit einer Sonderdeckung aus dem Positionsspiel und verkürzten auf drei Tore. Zur Halbzeit ((18:13) waren es zwar wieder fünf Treffer, aber die Startphase des zweiten Abschnitts gehörte wieder den Gästen, die bis zur 37. Minute (22:19) noch hoffen konnten.
Aber auch schon Ende der ersten Halbzeit war zu sehen, dass die Gäste ihr konditionelles Limit erreicht hatten. Das wurde auch jetzt wieder deutlich. Die Görls zogen mit 5:0-Lauf vorentscheidend davon und gerieten auch danach nicht mehr in Gefahr. Görls-Trainer Dirk Puschmann konnte so einigen Talenten Einsatzzeit geben, die auch den Mut zeigten, eigene Abschlüsse zu suchen, und teilweise auch erfolgreich waren.
Vielleicht ist unter ihnen ja eine neue „Anne Neumann“, wobei der Weg bis dahin noch weit scheint. Schade, dass es der Trainer verpasste, der vielumjubelten Spielerin in den letzten Spielminuten den Abschluss auf dem Parkett zu schenken. Das Spiel, am Ende 39:29 für die Görls, war ja lange entschieden.
Görls: Ressel, Waz – Puschmann (1), Rzeszotek (3), A. Neumann (7/2), Hochman (8), Bräuer, Eckhardt (1), Pirog (1), Kutnik (7), Grasse, Klegrova (4), Töpert (2), Thun (1), Vyshnevska (4)
SZ, 09.04.2024 Frank Thümmler
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