Anne Neumann ging auch in Magdeburg voran, traf auf dem Feld sechsmal und übernahm erstmals auch Verantwortung bei Siebenmetern. Foto: H.-E. Friedrich
Beim Schlusslicht steht der Sieg trotz kleinerer Probleme nie in Frage. Auf der Bank gibt es eine Überraschung.
Die Görlitzer Oberliga-Handballerinnen haben die Pflichtaufgabe beim aktuellen Tabellenschlusslicht HSV Magdeburg souverän gelöst und mit einem 31:22-Erfolg die Tabellenspitze verteidigt. So ganz rundherum zufrieden war Görls-Trainer Dirk Puschmann allerdings nicht: „Wir haben kein gutes Spiel gemacht, uns erneut zu viele technische Fehler erlaubt und unsere Chancen nicht konsequent genug genutzt. Trotzdem gab es in keiner Sekunde des Spiels Zweifel an unserem Sieg in Magdeburg.“
Die Frauen des Görlitzer HC zogen schnell auf 3:0 und 8:3 davon. Dann gab es ein kleines Problem: Kreisläuferin und Abwehr-Mittelblock-Spielerin Claudia Neumann bekam frühzeitig ihre zweite Zwei-Minuten-Strafe und musste danach (eine dritte Strafe bedeutet den Spielausschluss) als Vorsichtsmaßnahme vom Feld genommen werden. „Dass war auch deshalb ärgerlich, weil sie bei der zweiten Strafe eigentlich gar nicht mehr in der Aktion war, die Strafe, wenn schon, dann an eine andere Spielerin hätte gehen müssen“, erklärt Puschmann. In der Folge kamen die Magdeburgerinnen wieder auf zwei Tore heran.
Als Grund dafür wollte der Görls-Trainer den Verzicht auf Claudia Neumann aber nicht gelten lassen. In dieser Phase häuften sich einfach technische Fehler und auch unglückliche Schiedsrichterentscheidungen, bei denen trotz Stürmerfouls (Schulter voran gegen eine in Abwehrposition stehende Spielerin) für die im allgemeinen recht unsauber spielenden Magdeburgerinnen entscheiden wurde. Aber im Handball sind die Grenzen bei Entscheidungen oft fließend, die Görls steckten das weg, ließen die Gastgeberinnen nie näher als auf zwei Tore heran und zogen bis zur Pause wieder auf fünf Tore davon.
Eine kleine Episode gab es noch: Siebenmeter für Görlitz – die „Angstdisziplin“ vergangener Spiele. Puschmann hatte angesagt, dass diejenige werfen soll, die sich sicher fühlt. Beim ersten Siebenmeter liefen alle weg. Anne Neumann übernahm Verantwortung, versenkte den Siebenmeter (ihren ersten in dieser Saison) und war auch bei den zwei weiteren im Spielverlauf sicher. Nach der Pause (9:14 aus Magdeburger Sicht) setzten sich die Görls schnell ab, führten mit 18:10 und konnten das Spiel entspannter angehen, zum Beispiel der angeschlagenen Marzena Hochman Schonung verordnen oder auch der erneut starken Wiktoria Blasczcyk, die bei der Erwärmung Probleme mit dem Fuß bekommen hatte. Der Vorsprung der Görls pendelte in der Schlussphase um die zehn Tore, am Ende wurde es ein Neun-Tore-Sieg.
„Wir sind froh, dass wir jetzt vier Wochen Pause haben. Das sollte den angeschlagenen Spielerinnen – auch Dagmara Zichniewicz beklagte Probleme – Gelegenheit geben, Verletzungen auszukurieren. Außerdem werden jetzt auch Klara Klegrova und Clara Pechnig wieder ins Training einsteigen, so dass wir hoffentlich mit vollem Kader in die entscheidende Saisonphase starten können“, sagt Dirk Puschmann. Zuvor waren am gestrigen Abend noch alle Blicke auf das Spitzenduell zwischen Sachsen Zwickau II und dem HV Chemnitz gerichtet, dass die Chemnitzerinnen mit 26:22 für sich entscheiden konnten.
Einen einerseits erfreulichen, andererseits unerfreulichen Nebenaspekt gab es beim Görls-Spiel am Sonnabend. Das Rechtsaußen-Riesentalent Frieda Thiemann war mit dabei, nahm als Betreuerin auf der Görls-Bank Platz. Sie absolviert derzeit ein Schuljahr in Dänemark und spielt in Odense Handball. Erfreulich, weil die Verbundenheit der jungen Spielerin zu ihrem Team offensichtlich groß ist, unerfreulich, weil eine Verletzung der Grund für ihre Anwesenheit ist: Nach einem Kreuzbandriss ist die Handballsaison für sie beendet. Trotzdem wird sie das Schuljahr in Dänemark beenden, und – wenn alles gut geht – im Herbst vielleicht wieder bei den Görls auftauchen.
Görlitzer HC: Tsvirko, Ressel – Glatz (1), A. Neumann (9/3), Hochmann (5), Pirog (2), Lindner (2), Vychnewska, C. Neumann (1), Blasczcyk (6), Zychniewicz (1), Dahm (2), Girbig (2)
Bericht: SZ, 06.02.2023, Frank Thümmler
Fotos: H.-E. Friedrich, Johanna Girbig