Alles dicht. Auch für Anne Neumann war es in Niederndodeleben schwer, sich durchzusetzen. Die Kapitänin der Görls ging mit neun Treffern noch voran, aber insgesamt enttäuschte die Mannschaft diesmal. Archivfoto: H.-E. Friedrich
In Niederndodeleben setzt es für den Spitzenreiter der Handball-Oberliga eine Zehn-Tore-Klatsche. Ein Grund war ein Schock noch vor dem Beginn der Partie.
Eigentlich waren die Handballerinnen der Görlitzer HC guter Dinge in den Magdeburger Vorort Niederndodeleben gereist, waren überzeugt, sich als Spitzenreiter bei den in dieser Saison bislang nicht so starken Gastgeberinnen behaupten zu können. Zurück kamen sie aber mit einer 38:28-Niederlage und noch ganz anderen Sorgen im Gepäck. „Wir waren nach unserer Ankunft in Niederndodeleben noch eine Runde spazieren, als plötzlich eine Spielerin zusammenbrach und über extreme Bauchschmerzen klagte. Als auch unser Physiotherapeut nicht helfen konnte, mussten wir den Notarzt rufen. Die Spielerin wurde ins Krankenhaus gebracht, es war für uns lange nicht herauszubekommen, wie es ihr geht. Und das war natürlich in den Köpfen der anderen Spielerinnen der Mannschaft“, erzählt Trainer Dirk Puschmann. Eine kleine Entwarnung konnte am Abend gegeben werden, die Spielerin durfte mit auf den Heimweg nach Görlitz. Klarheit über die Ursache des Zusammenbruchs herrschte da aber noch nicht. Diese Woche folgen die notwendigen Untersuchungen. „Nach diesem Schock fiel es uns natürlich schwer, voll konzentriert in die Partie zu gehen“, sagt Puschmann. Zunächst gelang das den Görlitzerinnen noch ganz gut. Bis zum 10:9 (16.) blieben sie dran an der diesmal starken Mannschaft der Gastgeberinnen. Die Abwehr funktionierte trotz der schon da vielen Gegentore, aber „wir hatte viele Ballgewinne, haben dann aber mehrfach beim Gegenzug den Ball verloren und dann selbst den Treffer im Gegenkonter kassiert“, erklärt Puschmann. Dazu kam eine über die gesamte Spielzeit schwache Wurfquote. Vor allem die vielen vergebenen freien Würfe ärgern den Görls-Trainer. Seine Mannschaft hatte sich diese freien Würfe immer wieder erarbeitet, im Tempogegenstoß oder auch im Positionsspiel, aber sie zu oft nicht genutzt. Vor der Pause zogen die Gastgeberinnen auf vier Tore davon, auch weil es die Görls in dieser Phase zu oft mit Einzelaktionen versuchten. Trotzdem, angesichts des 19:15-Rückstandes sahen alle, auch die Spielerinnen noch die Chance, das Spiel zu drehen.
Diesmal aber kam es anders als in einigen Partien dieser Saison. „Der Impuls, den wir manchmal durch unsere Wechsel setzen konnten, der blieb diesmal aus“, sagt Puschmann. Die Görlitzerinnen fanden in de Abwehr nach wie vor keine Mittel gegen den Rückraum der Gastgeberinnen mit der 16-fachen Torschützin Veronika Bange. Mitte der zweiten Halbzeit war die Partie angesichts eines Acht-Tore-Rückstandes der Görls entschieden. Die Moral war nicht mehr da, Niederndodeleben baute den Vorsprung auf zehn Treffer aus. 38 Gegentore sind ganz einfach zu viel, erst recht, wenn man so viele klare Einwurfmöglichkeiten auslässt, bilanziert der Trainer. Die Görlitzerinnen bleiben zwar noch an der Tabellenspitze, aber ohne Leistungssteigerung in den anstehenden Spitzenspielen wird das nicht lange so sein. „Wir werden das Video des Spiels ausführlich analysieren, die Fehler ansprechen und vor allem versuchen, die Köpfe wieder frei zu bekommen. Hoffentlich gibt es auch gute Nachrichten von unserer Spielerin“, sagt Puschmann. Am kommenden Sonnabend (18 Uhr) steht das Spiel gegen den punktgleichen HC Burgenland unter einem besonderen Stern: Familientag ab 16:30 Uhr mit vielen Aktionen besonders für Kinder und für einen guten Zweck: Die Hälfte der Eintrittsgelder geht ans Görlitzer Tierheim.
Görlitzer HC: Ressel, Tsvirko – Glatz, A. Neumann (9/2), Hochman (7), Podsiadlo, Pirog (3), Lindner, Klegrova (2), Pechnig (2), C. Neumann (2), Dahm (1), Girbig (2)
Quelle: Sächsische Zeitung, Lokalausgabe Görlitz & Umland | Erscheinungsdatum: 07.03.2023 | Frank Thümmler