Von Frank Thümmler

Das hatten sich die Oberliga-Handballerinnen des Görlitzer HC anders vorgestellt. Bei Aufbau Altenburg, einem Team aus der unteren Tabellenhälfte der vergangenen Saison, reichte es am Sonnabendnachmittag nur zu einem 24:24-Unentschieden, und selbst danach sah es wenige Minuten vor dem Ende nicht aus.

Die Görlitzerinnen, die sich vor allem im Rückraum mit auch erfahrenen Spielerinnen verstärkt hatten, kamen schwer ins Spiel. Der zweite eigene Treffer gelang erst nach 16 Spielminuten! Das Gute: Die Abwehr stand, auch die Altenburger Frauen hatten so ihre Schwierigkeiten. „Wir haben zwei Siebenmeter verworfen, acht bis zehn klare Einwurfmöglichkeiten vergeben. Da waren sogar die Spielerinnen etwas sprachlos, wie so etwas passieren kann. Vor allem Klaudia Pirog auf Linksaußen hatte keinen guten Tag erwischt“, beschreibt Trainer Dirk Puschmann.

Aber dann kämpfte sich seine Mannschaft ins Spiel, schaffte den 5:5-Ausgleich, um wieder auf 10:6 zurückzufallen. Das sollte sich im gesamten Spiel so fortsetzen. Die Görls schafften es nie (Ausnahme das 0:1), in Führung zu gehen, mussten immer wieder, auch nach technischen Unzulänglichkeiten auch größere Rückstände hinnehmen, um sich dann doch wieder heranzukämpfen. Zur Halbzeit führte Altenburg noch mit einem Tor (12:11). „Vor allem im Angriff sind wir deutlich unseren Möglichkeiten geblieben. In der Pause forderte Puschmann auch mehr Disziplin, zum Beispiel nach Abschlüssen der Gastgeberinnen: Wenn Torhüterin Marie Luisa Ressel den Ball hielt, der aber ins Feld zurücksprangen, waren manchmal alle Görlitzerinnen schon unterwegs Richtung gegnerisches Tor, Altenburger Spielerinnen konnten den Ball aufnehmen und einfache Tore erzielen. „Vier Treffer haben wir vor der Pause so bekommen“, so Puschmann.

Seine Mannschaft konnte die Schwankungen auch nach der Pause nicht ablegen. Sie geriet mit 15:12 in Rückstand, glich zum 15:15 aus, geriet mit 18:15 und dann mit 21:16 in Rückstand, das höchste Defizit im gesamten Spiel (45.). So richtig ran kamen die Görlitzerinnen nicht. Als es viereinhalb Minuten vor Schluss 24:20 für Altenburg stand, schien die Niederlage besiegelt. Puschmann ließ jetzt in der Abwehr auf Manndeckung umstellen. Und das zeigte Wirkung: Die Görls fingen Bälle ab, provozierten auch Stürmerfouls und technische Fehler. Die eroberten Bälle wurden dann zu Toren umgemünzt. Neuzugang Izabela Rzeszotek, Marzena Hochman und Claudia Neumann erzielten die Treffer zum 24:24-Ausgleich, und noch war eine Minute zu spielen. Tatsächlich eroberten die Görlitzerinnen noch einmal den Ball, 36 Sekunden vor Schluss nahm Dirk Puschmann eine Auszeit, um den letzten Angriff zu besprechen. „Fokus war nach diesem Spiel natürlich, den Ball nicht mehr herzugeben und vielleicht in den allerletzten Sekunden noch einen Abschluss hinzubekommen. Das ist uns auch gelungen, aber ohne dass der Ball ins Tor ging“, sagt er und resümiert. „Angesichts dieses Spielverlaufs ist das ein gewonnener Punkt. Die Moral in der Mannschaft hat gestimmt. Sie haben bis zum Ende gekämpft und an sich geglaubt. Aber in der Offensive hat es noch ganz schön geklemmt“.

Der Trainer hatte seine Mannschaft nach guten Eindrücken in der Vorbereitung schon weiter gewähnt. Die Einzelkritik behält sich der Trainer für die interne Auswertung vor, sagte nur, dass es eigentlich bei nahezu jeder Spielerin Licht und Schatten gab, auch bei den beiden Neuzugängen Izabela Rzeszotek und Alexandra Kutnik, die fünf und vier Treffer beitrugen. Am kommenden Sonnabend, 15 Uhr, treffen die Görls im ersten Heimspiel auf das Juniorteam des HC Leipzig, das das Erste Spiel gegen den Leipziger Aufsteiger AAA Amazonen mit 30:21 gewonnen hat. Diese Aufgabe dürfte etwas schwieriger werden.

 

Görls: Ressel, Baran – Puschmann, Rzeszotek (5), A.Neumann (3), Hochman (7), Bräuer, Pirog (1), Kutnik (4/2), Grasse, Klegrova (1), C. Neumann (1), Blaszczyk (2)