Das war ein verlorener Punkt, sagte Dirk-Puschmann, der Trainer der Görlitzer Oberliga-Handballerinnen nach dem 21:21 bei der Erstliga-Reserve des SV Union Halle-Neustadt. Die „Wildcats“ hatten bislang ebenso nur ein Spiel verloren (auswärts in Meißen) und können natürlich gerade bei Heimspielen auch auf Anschlusskader aus dem Erstligateam setzen.
Trotzdem liefen die Görls mit dem Willen auf, auch in Halle zu punkten. Dann aber ging erst einmal gar nichts. In einer nervösen Anfangsphase mit vielen technischen Fehlern gelang den Görls in den ersten achten Minuten kein Treffer. Beim Stand von 3:0 nahm Puschmann die erste Auszeit. Der nächste Angriff konnte zwar ebenfalls nicht zum Torerfolg genutzt werden, aber dann gelangen den Görlitzerinnen vier Treffer in Folge.
Weiterhin aber dominierten beide Abwehrreihen, unterstützt von starken Torhüterinnen. Auf Görlitzer Seite legte Marie-Luisa Ressel mit einer Quote von über 50 Prozent abgewehrter Bälle wieder ein klasse Spiel hin. Die Görlitzerinnen konnten trotzdem nie wirklich davonziehen. Der maximale Vorsprung betrug zwei Treffer, aber auch Halle II führte vor der Pause beim Stand von 9:8 noch einmal. Mit einer knappen 11:10-Führung gingen die Görls in die Halbzeitpause.
Ziel in der zweiten Hälfte sollte es natürlich sein, bei gleichbleibender Abwehrstabilität die Trefferquote zu erhöhen. Das aber gelang nicht. Nach der 13:11-Führung gerieten die Görls mit 14:16 in Rückstand, konnten das Spiel aber zum 19:17 drehen und gingen sieben Minuten vor Schluss mit 21:19 in Führung. Danach aber sollte den Görls kein Treffer mehr gelingen.
„Zweimal haben uns die Schiedsrichter wegen Schrittfehlern Tore zurückgepfiffen, wobei ich bei mindestens einem von Claudia Neumann anderer Meinung war. Zwei klare Einwurfmöglichkeiten haben wir selbst vergeben“, beklagte Trainer Puschmann. Trotzdem führten seine Frauen zweieinhalb Minuten vor Schluss noch mit 21:20, als kurz hintereinander zwei „Wildcats“ auf die Strafbank mussten.
Eigentlich sollte das zum Sieg reichen, aber die wenig später von der Strafbank zurückkehrende Marzena Hochman kassierte schnell eine weitere Strafe, und die einfache Überzahl konnten die Görls nicht nutzen. 15 Sekunden vor Schluss kassierten sie (dann in Unterzahl) den Ausgleich. „Wir haben in der Schlussphase unsere spielerische Linie verloren, zu viel im Eins-gegen-Eins versucht. Schade, denn nur 21 Gegentore bei einer Mannschaft wie Halle müssen eigentlich zum Sieg führen“, resümierte Puschmann. Die Wurfquote sei letztlich einfach zu schlecht gewesen.
Ähnliches aber werden auch die Gastgeberinnen sagen. Am kommenden Sonnabend treffen die Görls jetzt zu Hause auf die AAC Amazonen aus Leipzig, die aus der Sachsenliga aufgestiegen sind und aus den ersten sechs Spielen einen Sieg (in Apolda) geholt haben. Da sind die Görls favorisiert.
Görlitzer HC: Ressel – Puschmann (1), Rzeszotek (6), A. Neumann (1/1), Hochmann (5), Thiemann, Pirog (3), Kutnik (5), Baran, Grasse, Töpert, C. Neumann, Vyshnevska
SZ, 17.10.2023 Frank Thümmler, Foto Hans-Ernst Friedrich