Auch das vierte Spiel des Kalenderjahres haben die Oberliga-Handballerinnen des Görlitzer HC nicht gewonnen. Nach der unnötigen 22:23-Heimniederlage am Sonnabendabend gegen Union Halle-Neustadt II bleibt es bei dem einen Punkt aus dem Spiel gegen Spitzenreiter HC Burgenland. Die drei anderen Spiele gingen mit jeweils einem Tor verloren. Dieses Mal haben die Görlitzerinnen unerklärlich viele Chancen im Angriff liegen gelassen, während die Abwehrleistung mit einem starken Rückhalt Marie-Luisa Ressel im Tor eigentlich so stark war, dass es für einen Heimsieg hätte reichen müssen.
„Ich habe teilweise guten Handball von uns gesehen. Das Manko waren die Minuten vor und nach der Halbzeit. Diese schlechte Phase war am Ende spielentscheidend“, sagte Trainer Dirk Puschmann nach dem Spiel. Allerdings begannen die Unsicherheiten schon deutlich früher. Nach einer Startphase mit vielen Herausstellungen auf beiden Seiten verpassten es die Görls schon da, deutlich weiter davonzuziehen. Nach dem 4:2 trafen sie dreimal den Pfosten, vergaben mehrere Siebenmeter (am Ende fünf von zehn) und schossen die starke Torhüterin der Gäste förmlich berühmt. Der starken Abwehr um die in dieser Phase schier unüberwindliche Marie-Luisa Ressel war es zu verdanken, dass die Görls zwei Minuten vor der Halbzeitpause mit 12:8 führten. Statt einer kleinen Vorentscheidung gab es dann aber einen Rückschlag: Die Görls vergaben erst die Chance, die Führung weiter auszubauen, kassierten 30 Sekunden vor der Halbzeit den neunten Gegentreffer. Und statt den letzten Angriff auszuspielen, schlossen die Görls zu zeitig ab, verwarfen und kassierten eine Sekunde vor der Sirene noch das 12:10.
Da den Gästen der erste Angriff nach der Pause gehörte und sie den erfolgreich abschlossen, war der schöne Vorsprung dahin. Aber es kam noch schlimmer: In den ersten zehn Minuten gelang den Görls kein Tor. Nach einem 9:0-Lauf (halbzeitübergreifend) führten die Gäste plötzlich mit 12:17. Auch eine Auszeit beim 12:15 konnte das Dilemma nicht beenden. Sonstige Führungsspielerinnen hatten eine grausige Wurfquote. Aber: „Was ich meiner Mannschaft zugute halten muss: Sie hat sich nie aufgegeben“, sagte Puschmann, der erst sehr spät (34. Minute) erstmals wechselte. Spielerisch gelang auch später nicht allzu viel, aber die Abwehr hielt die Görls im Spiel, und nach und nach verkürzten sie den Abstand, obwohl nach wie vor viele klare Torchancen vergeben wurde. Sogar die erfahrene Hochman scheiterte zweimal völlig frei mit gutem Winkel von außen. 80 Sekunden vor Schluss gelang der diesmal mit Abstand besten Feldspielerin Aleksandra Kutnik (acht Tore) der Anschlusstreffer zum 22:23. Die Abwehr hielt auch beim nächsten Angriff der Hallenserinnen stand. Trainer Puschmann nahm 22 Sekunden vor Schluss die letzte Auszeit, um den letzten Angriff abzusprechen. Die Gäste konnten sich so allerdings auch sortieren. Der Angriff misslang, und so stand am Ende diese bittere Niederlage. Für die Görls sind so erst einmal auch die Podestplätze außer Reichweite. „Wir haben keine einzige klare Niederlage kassiert. Alles war knapp. Uns haben am Ende Feinheiten gefehlt. Wir stecken jetzt den Kopf nicht in den Sand. Wir werden weiterarbeiten, wollen jetzt endlich die zwei Punkte und uns damit Selbstbewusstsein holen“, sagt Trainer Dirk Puschmann. Am Sonnabend geht es jetzt zum Aufsteiger AAA Amazonen Leipzig.
Görlitzer HC: Ressel, Waz – Puschmann (1), Rzeszotek (3), A. Neumann (2/2), Hochman (4), Bräuer, Eckhardt, Pirog (1), Kutnik (8/1), Klegrova , C. Neumann (2/1), Thun, Vyshnevska (2/1)
Von Frank Thümmler / Sächsische Zeitung/ Foto: H.J. Friedrich