Die junge Hannah Puschmann sorgte mit ihren beiden Treffern für zwischenzeitliche Hoffnung. Aber danach ging nichts mehr.
Foto: H.-E. Friedrich
Die Görlitzer Handballerinnen haben zu Hause gegen Chemnitz klar verloren – aber nicht, weil die Gäste so stark waren.
Von Frank Thümmler
Welch eine Enttäuschung: Der Görlitzer HC hat das Heimspiel gegen den Chemnitzer HC, der sich im Neuaufbau befindet und bislang noch nicht so richtig überzeugen konnte, klar mit 19:24 verloren. „Es war das schwächste Spiel der Mannschaft, seitdem ich Trainer bin“, sagte Trainer Dirk Puschmann enttäuscht nach dem Spiel und bestätigte den Eindruck der Anhänger in der Halle, die sich an eine so schlechte Leistung auch kaum erinnern konnten.
Auffällig von Anfang an war die extrem hohe Anzahl der technischen Fehler, die den Görls unterlief: Fehlabspiele, Fangfehler, Fuß beim Fangen außerhalb des Spielfeldes, „Übertreten“ am Kreis beim Wurf. Offensichtlich war auch im gesamten Spiel, dass die Görls im Positionsangriff kaum zu herausgespielten Wurfmöglichkeiten kamen. Letztlich waren sie dann gezwungen, es immer wieder mit Einzelaktionen zu probieren.
Katastrophal dazu war das Überzahlspiel, vor allem in doppelter Überzahl. Jeweils gelang es den Görls im Angriff nicht, die ganz klaren Wurfmöglichkeiten herauszuspielen, und in der Abwehr verharrten sie in einer 6:0-Deckung. So kassierten sie insgesamt sogar drei Gegentreffer in diesen Situationen. Hinzu kam, dass die von der Siebenmeterlinie eigentlich wieder sehr starke Anne Neumann hier ihren einzigen Siebenmeterwurf vergab und beim nächsten Angriff die völlig verunsichert wirkende Klara Klegrova ihren Siebenmeter weit übers Tor warf.
Dass die Görls bis zum 11:11 (25.) dennoch den Ausgleich halten konnten, lag daran, dass ihre Abwehr halbwegs funktionierte und die Chemnitzerinnen ebenfalls Schwächen offenbarten. Kurz vor der Pause zogen die Gäste aber auf drei Treffer (11:14) davon.
In der Halbzeitpause war von den Fans zu hören, dass dieser erste Abschnitt so schwach wie lange nicht war, dass es jetzt aber bestimmt besser werden würde. Das Gegenteil war aber der Fall, obwohl Trainer Puschmann jetzt die neue polnische Torhüterin Monika Waz brachte, die sogleich mit mehreren Paraden überzeugen konnte. Die Abwehr hielt, ließ den ersten Gegentreffer erst nach fünf Minuten zu, nach neun Minuten waren es drei. Aber die Görls erzielten in dieser Zeit nur ein einziges Tor, was Trainer Puschmann beim Stand von 12:17 zur zweiten Auszeit veranlasste.
„Da kommen wir raus, erobern die Bälle in der Abwehr und schaffen es dann einfach nicht, Tore draus zu machen, treffen auch Latte und Pfosten“, sagt er. Die Rückraumspielerinnen hatten durchweg einen rabenschwarzen Tag erwischt. Nicht nur die eigenen Abschlüsse gelangen viel zu selten, die Erfolgsquote war sehr schlecht, es gelang auch nicht, die Kreisläuferin Claudia Neumann einzubinden.
Trotzdem kam noch einmal Hoffnung auf, vor allem weil die Abwehr weiterhin sicher stand. Zwei Treffer der jungen Trainertochter Hannah Puschmann sorgten für das 17:19 (49.) und Jubel in der Halle. Der erstarb aber schnell, weil sich im nächsten Angriff die Görlitzer Spielmacherin in Chemnitzer Diensten, Anna-Maria Glatz (sehr starke Partie mit fünf Treffern), energisch gegen Anne Neumann durchsetzte, das 20:17 erzielte und für eine Zeitstrafe der besten Görlitzer Feldspielerin an diesem Tag sorgte. Die Chemnitzerinnen bauten ihren Vorsprung aus, die Görls erzielten zehn Minuten lang keinen Treffer, betrieben lediglich in der Schlussminute noch etwas Ergebniskosmetik. Die Chemnitzerinnen, in deren Reihen auch die anderen Ex-Görlitzerinnen Johanna Girbig (2 Tore) und Jenny Lindner (3) einen guten Eindruck hinterließen, feierten ausgelassen den wohl nicht erwarteten Sieg.
Für Görls-Trainer Dirk Puschmann wird es nun darauf ankommen, die Blockaden wieder zu lösen. Das Potenzial dieser Mannschaft ist groß, es gibt keinen Grund, nicht selbstbewusst aufzutreten. Der Druck, ganz vorn mitzuspielen, ist angesichts von jetzt 12:6 Punkten und Tabellenplatz fünf erst einmal weg. Und vielleicht ist es auch ganz gut, dass die Görls jetzt eine Woche spielfrei haben, bevor es zum scheren Spiel nach Meißen geht.
Görlitzer HC: Ressel, Waz – Puschmann (2), Rzeszotek (1), A. Neumann (9/7), Hochman (4), Pirog (2), Kutnik (1), Grasse, Klegrova, C. Neumann, Vyshnevska
SZ 13.11.2023