Görls-Trainer Dirk Puschmann war am Ende des Spiels von der Kampfkraft seiner Mannschaft begeistert. Sie war letztlich ausschlaggebend dafür, das die Oberliga-Handballerinnen des Görlitzer HC beim Dessau-Roßlauer HV einen 25:24-Sieg einfahren konnten und sich weiterhin in der Spitzengruppe der Liga behaupteten.
Danach sah es in der ersten Halbzeit nicht aus. Die Görlitzerinnen fanden nicht ins Spiel, hatten nach zehn Minuten erst einen Treffer auf dem Konto. „Vorn hatten wir Ballverluste und Fehlwürfe, auch in der Abwehr haben wir keinen Zugriff gefunden“, sagt Puschmann. Annelina Vyshnevska hielt die Görls mit den ersten drei Treffern über Wasser. Die Ukrainerin, die vor gut einem Jahr nach Görlitz gekommen war, hatte bislang vorwiegend in der Zweiten Mannschaft gespielt, vertrat aber die diesmal fehlende Claudia Neumann als Kreisläuferin ganz gut, wobei dies auch in der Abwehr einige Umstellungen zur Folge hatte. Aber: Letztlich zogen die Gastgeberinnen auf bis zu fünf Tore davon (13:8, 29.), zwei Sekunden vor der Halbzeit verkürzte Marzena Hochman dann auf 10:14.
„Ich hatte da wirklich noch Hoffnung, weil Dessau auch in den Spielen zuvor schon Probleme in der zweiten Halbzeit hatte. Und wir haben zwei Umstellungen vorgenommen, die wirklich gefruchtet haben. Claudia Pirog löste die diesmal glücklose Klara Klegrova im rechten Rückraum ab, und für Torhüterin Marie-Luisa Ressel, die kein schlechtes Spiel gemacht hatte, haben wir Monika Waz gebracht, die damit endlich ihr Debüt geben konnte und gleich mit einigen starken Paraden und gut eingeleiteten Tempogegenstößen wesentlichen Anteil an der Wende im Spiel hatte.“ Die Görls kämpften sich heran, mussten aber umgehend einen nächsten Rückschlag hinnehmen: Nach einer Balleroberung wurde eine Görlitzerin beim Pass zum Tempogegenstoß im Gesicht getroffen. Der Pass kam nicht an, es gab einen Konter sowie das Gegentor plus eine Zwei-Minuten-Strafe gegen eine Görlitzerin, die da foulte. Statt des möglichen Ausgleichs waren es so wieder drei Tore Rückstand, weil Dessau auch in Überzahl ein Tor nachlegte.
Aber der Kampfgeist der Görls war nicht gebrochen. Immer wieder suchten sie den Weg an den Kreis und wurden gefoult – oder die Gastgeberabwehr agierte im Kreis –, was zu insgesamt neun Siebenmetern führte. Ein Novum: Anne Neumann verwandelte „alle Neune“.
Nach dem 23:21 für Dessau (55.) gelang den Görls durch zwei Siebenmeter Neumanns und zwei Feldtore Marzena Hochmans ein spielentscheidender 4:0-Lauf, wobei die polnische Rückraumspielerin bei ihrem letzten Treffer auch das nötige Glück hatte. Der Anschlusstreffer der Gastgeberinnen 15 Sekunden vor Schluss kam zu spät, die Görls feierten ausgelassen den Auswärtssieg. Am kommenden Sonnabend kommt nun der Chemnitzer HV in die Jahnsporthalle – die nächste schwierige Aufgabe.
Görlitzer HC: Ressel, Waz – Puschmann, Rzeszotek (3), A. Neumann (11/9), Hochman (5), Pirog, Kutnik (1), Grasse, Klegrova, Töpert, Blaszczyk, Vyshnevska (3)
Von Frank Thümmler, SZ 06.11.2023, Foto: H.-E. Freiedrich
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