Wiktoria Blaszczyk schließt einen Tempogegenstoß erfolgreich ab. Aber gerade aus der einstigen Stärke der Görls ist derzeit ein Problemfall geworden. Foto: H.-E. Friedrich
Kein Zuschauerrekord nach erzwungenem Hallenwechsel, keine Punkte und Tabellenspitze weg. Der Trainer hadert nicht nur mit den eigenen Schwächen.
Das hatten sich die Görls anders vorgestellt. Für das erste Spitzenspiel der Rückrunde hatten sie sich etwas ganz besonderes ausgedacht, wollten die Jahnsporthalle mit über 350 Zuschauern füllen. Erst mussten die Görlitzer Oberliga-Handballerinnen aber wegen des wieder einmal undichten Dachs nach Rauschwalde ausweichen (Zuschauerkapazität max. 200) und dann verloren sie auch noch das Duell der beiden (nach Minuspunkten) punktgleichen Mannschaften gegen den HC Burgenland mit 22:27. Görls-Trainer Dirk Puschmann sieht dafür mehrere Gründe.
Ins Spiel gingen die Görls letztlich doch nicht in Bestbesetzung. Anne Neumann und Clara Pechnig fielen krankheitsbedingt aus. Vor allem Anne Neumann als Führungsspielerin war in diesem Spiel kaum zu ersetzen. Letztlich mussten die Görls dieses Spiel trotzdem nicht verlieren. Ihre Hauptschwäche: Gegenstoßsituationen nach in der Abwehr eroberten Bällen. „Wir hatten uns in der Vorwärtsbewegung zu viele Fang- und Passfehler erlaubt, uns manchmal, wo wir mit dem Ball hätten auch laufen können, falsch entschieden.“ Die Tore daraus haben uns am Ende gefehlt.“ In die Enttäuschung darüber mischte sich auch der Ärger über eine ganze Reihe Schiedsrichterentscheidungen. „Auch beim Anschauen des Videos: Die Schiedsrichter haben diesmal einen unterschiedlichen Maßstab auf beiden Seiten angelegt. Wir haben für relativ leichte Dinge Zwei-Minuten-Strafen erhalten, die Gäste konnten sich deutlich mehr erlauben“, sagt Puschmann.
Am Ende standen für die Görls sechs Zwei-Minuten-Strafen, für die Gäste nur drei. Wieso Trikotreißen, Stoßen nur bei uns bestraft wurde, bei Burgenland aber nicht, erschließt sich mit nicht“, schimpft Puschmann, der sich sonst eigentlich mit Schiedsrichterschelte zurückhält. Ein exemplarisches Beispiel in der ersten Halbzeit. Marzena Hochman wurde bei einer Aktion von den Gästen im Gesicht getroffen, trug ein blaues Auge davon. Sie verlor dabei den Ball. Den Konter unterband Klara Klegrova aus Sicht der Görlitzerinnen sauber. Die Schiedsrichterentscheidung: Statt zwei Minuten für die Gäste plus Freiwurf für Görlitz, zwei Minuten gegen die Görlitzerin Klegrova plus Siebenmeter. „Unsere Spielerinnen haben es nicht geschafft, sich davon nicht beeindrucken zu lassen“, sagt Puschmann. Trotzdem blieben die Görls dran.
Nach einer 10:8-Führung in der ersten Halbzeit lief bis zur Pause (13:16) nicht mehr viel zusammen. Nach dem 14:18 (37.) kämpften sich die Görls aber wieder heran, bis zum 21:22 (50.) Da hätte das Spiel kippen können, aber Hochman verpasste nach einer weiteren Balleroberung mit einem Lattentreffer den Ausgleich, und die Gäste zogen im Anschluss wieder davon. Nach einer weiteren, von Puschmann kritisierten Schiedsrichterentscheidung schritt sogar der anwesende technische Delegierte des Verbandes ein (zum zweiten mal, nachdem er schon einen Wechselfehler der Görls moniert hatte) und sorgte dafür, dass Puschmann eine Verwarnung erhielt. Den Görls gelang minutenlang kein Treffer mehr. In der Schlussphase zog Puschmann den letzten Trumpf: eine Manndeckung über das gesamte Feld. Die Görls eroberten auch zweimal den Ball, schenkten ihn aber jeweils wieder her. Damit war die Partie endgültig zugunsten der Frauen vom HC Burgenland entscheiden, die ihrerseits die Tabellenspitze übernahmen.
Für die Görls wird es jetzt darauf ankommen, die Tiefschläge wegzustecken. „So ist Sport. Wir werden weiter trainieren, versuchen, an unseren Schwächen zu arbeiten und nächste Woche in Apolda wieder zu gewinnen“, sagt Dirk Puschmann.
Görlitzer HC: Ressel, Tsvirko – Glatz, Hochman (4), Hamann (3), Podsiadlo, Pirog, Lindner (1/1), Klegrova (4/1), C. Neumann (2), Blaszczyk (4), Zychniewicz, (1/1), Dahm (1/1), Girbig (2)
SZ, 13.05.2023, Frank Tümmler